DuckTales: kolonialistisch und neoliberal
Onkel Dagobert als Repräsentant der globalen Weltwirtschaft
Der "Weltkonzern" gehört natürlich dem Westler und US-Amerikaner Dagobert Duck, Besitzer eines gigantischen Speichers voller Goldtaler in der Stadt "Entenhausen". Duck hat auf seinem Globus Glühbirnen für alle von ihm kontrollierten Standorte anbringen lassen.
Der Kapitalist Onkel Dagobert verfügt also überwiegend über Rohstoff-Förderanlagen. Ganz im Sinne der Ausbeutung der Dritten Welt durch Konzerne ökonomisch dominierender Länder ist dies ein mit unserer Realität übereinstimmendes Bild. Die „Terms of Trade“ sorgen dafür, daß sich die Ausgebeuteten nicht weiter entwickeln können, wohingegen die dominanten Nationen bzw. die ausbeutenden Unternehmen prosperieren.
Obwohl Dagobert bereits über mehr Geld verfügt, als er jemals ausgeben könnte, darf es für ihn keinerlei Verzögerungen oder Einschränkungen in der Produktion geben, ebenso wie es in unserer realen neoliberalen Gesellschaft kommuniziert würde.
Anstatt nun einfach nachzufragen, was denn los sei, meidet man den direkten Kontakt zu den Eingeborenen. Zumindest bei Dagobert Duck scheint ein grundsätzliches (kulturelles) Mißtrauen diesen Menschen gegenüber zu bestehen.
Auch das Märchen, daß man nun bezahlt Urlaub nehmen könne, zeigt, als wie naiv und gutgläubig die indigene Bevölkerung hier dargestellt wird. Dies sind westliche Standardklischees. Die West-Verbrecher führen für die Ureinwohner einfach einen Kult ein („Tu-Nichts-Kult“), der mir nichts, dir nichts übernommen wird.
Alle, die Initiative zeigen und Innovationen hervorbringen, ob nun in Form von Verbrechen oder Geschäftssinn, sind hier Menschen aus der westlichen Welt. Die einheimische Bevölkerung wird als passiv dargestellt, die nur auf Impulse und Anregungen von außen reagiert.
Diese Einheimischen zeigen nun absurderweise Engagement darin, einen Diebstahl aufzuklären, obwohl offensichtlich ist, daß sie davon nichts haben und in Wirklichkeit sie die Beklauten sind. Sie lassen sich, über die normale Ausbeutung ihres Arbeitsalltags hinaus bereitwillig noch stärker für die Interessen ihres Ausbeuters einspannen als bisher. Absurd.
Sogar das Schiff der "Panzerknacker" nimmt der Großkapitalist ohne Notwendigkeit mit, anstatt es der einheimischen Bevölkerung zu lassen. Ihre Interessen werden nicht einmal im Nebensatz thematisiert.
Die Almosen, die der indigenen Bevölkerung für all ihren Einsatz und ihre naiv-altruistische Solidarität gewährt werden, ist daß sie "noch eine Weile auf der faulen Haut liegen können". Sie kriegen also einen kleinen Sonderurlaub. An der eklatanten Ausbeutung ändert sich rein gar nichts. Wo die Ausgebeuteten in der Südsee durch Dagobert Duck ferngesteuert weiterhin nach Perlen tauchen, hat der Neffe Donald Duck schon eine Geschäftsidee verwirklicht und ist auch selbst zum Unternehmer geworden, der sein Kapital (das Boot) für sich arbeiten läßt:
Sei es nun die moderne Medizin, eine mit ihr zusammenhängende höhere Lebenserwartung, komfortable Wohnhäuser, Infrastruktur, Technik oder andere Vorzüge des Lebens in industrialisiert, entwickelten Ländern, wird die Unzulänglichkeit des indigenen Lebens, die harte Arbeit ohne zu profitieren und die positive Einstellung der Ausgebeuteten zu den Ausbeutern dargestellt. Dieses Comic kann damit als klar kolonialistisch und neoliberal bezeichnet werden. Die Gewinne des Großunternehmens stehen klar über den Interessen der Arbeitnehmer, insbesondere in peripheren Regionen, die in der Regel sowohl aus dem Auge als auch aus dem Sinn scheinen.
1 Quelle: "The Do-Nothing Cult" aus dem Magazin "Micky Maus", Band 49, 1987 (Ehapa Verlag). Weitere Informationen hier und hier.
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