Die Sterne - in diesem Sinn
„In diesem Sinn“ von Die Sterne aus dem Jahr 2004
(Album: „Das Weltall ist zu weit“)

 

In diesem Sinn stellt man sich nicht so an
und überläßt das Denken den Profis.
Und das Handeln sowieso.
Und am besten läßt man alles so wie's ist.
In diesem Sinn begräbt man seinen Stolz,
in diesem Sinn strengt man sich an,
in diesem Sinn zu arbeiten, zu überlegen,
wie man noch mehr raffen kann.

In diesem Sinn kennt man seine Rechte

und schlägt am besten zuerst zu,
wenn man die Wahl hat.
Vielleicht ist mal jemand von euch abgestürzt,
ich weiß nicht, ob ihr jemals oben auf
dem Grat wart?

Jedenfalls, wenn man einmal unten ist,

kommt man nicht so leicht wieder hoch.
Das muß man erst mal begreifen,
aber spüren tut es jeder Idiot!

Wir können Nichts, wir sind Nichts,

wir wollen Nichts und wir werden Nichts:
In diesem Sinn.
Wir haben Nichts im Sinn mit diesen Dingen!
Wir können Nichts, wir sind Nichts,
wir wollen Nichts und wir werden Nichts:
In diesem Sinn.

 

Die Sterne, sind eine Musikgruppe, die gemeinhin der sogenannten „Hamburger Schule“ zugerechnet wird. Die Sterne nehmen in diesem Text eine Reihe von „Glaubenssätzen“ und Argumentations­fragmenten auf, die in unserer Ge­sell­schaft en vogue sind und die an vielen Stellen in ähnlicher Form, wenngleich ernst gemeint, reproduziert werden. Zentrale Forderung dieses Weltbilds ist, daß Ver­nunft an die Stelle von Idealismus treten solle. Das Ziel wird klar benannt: Es geht um materiellen Reichtum, der durch eine grundlegend pragmatische Heran­gehens­weise an die Dinge des Lebens generiert werden soll.
Mit dem Nebensatz, man solle das Denken lieber den „Profis“ überlassen, wird die Entmündigung des Menschen in einer Ge­sell­schaft angesprochen, die in wesent­lichen Teilen von Lobbies gelenkt wird und von staatlichen Strukturen, die von Interessen­gruppen durchsetzt sind.
Man solle seinen „Stolz begraben“, heißt es weiter, also seinen Anspruch, die Welt verbessern zu können und für ein materiell wie intellektuell würdiges Leben für alle Menschen zu kämpfen. Man solle zudem doch bitte keinen Widerstand ge­gen die Neo­liberali­sierung leisten. Proteste seien von gestern (68er Kultur) und paßten einfach nicht in unsere Zeit. Und was wirklich wichtig sei: Sich anzu­stren­gen, zu arbeiten und auf materialistisch-egoistische Ziele hinzuarbeiten.
Die Sterne kritisieren darüber hinaus das mangelhafte soziale Sicherungs­netz („kommt man nicht so leicht wieder hoch“) und erwähnen eine Verhaltnsregel im neoliberalen System („schlägt am besten zuerst zu“). Insgesamt treffen sie mit diesem Lied exakt den Kern des derzeitigen Neo­liberalismus in unserer Gesellschaft. Sie selber positionieren sich in klarer Oppo­sition zu den Aussagen und Zielen dieser Ideologie.

 


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