Exzellenz des Marktes -
Die "Leuphana Universität Lüneburg"
Erschienen in TUMULT - Vierteljahresschrift für Konsensstörung
Die Zeitschrift kann beim Verlag hier bestellt werden.
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Auszüge:
"Die Leuphana Universität Lüneburg ist eine als »Stiftungsuniversität« betriebene Fachhochschule in der niedersächsischen Provinz mit etwa 7.300 Studierenden. (1) Lehre und Forschung ordnen sich dem Ziel der ökonomischen Anwendbarkeit unter: Neben der Verknüpfung von Wirtschaft und Bildung sind das Streben nach Exzellenz und die Disziplinierung durch Wettbewerb wesentliche Bestandteile des Leitbilds. Pressemitteilungen und Textpassagen der Leuphana-Außendartellung lassen erkennen, in welchem Geist sich die »Universität« präsentiert und positioniert..."
"Regelmäßig ufern die Kosten aus, wenn Statussymbole im Rahmen einer neoliberalen Leuchturmpolitik errichtet werden. Ähnlich wie bei vergleichbaren Prestigebauten [...] explodieren auch in Lüneburg die Kosten [...]
Kein Wunder, dass die Staatsanwaltschaft nach Hinweisen des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF) ermittelt hat, und zwar gegen den Vizepräsidenten
der Universität höchstpersönlich..."
"Ein Höhepunkt der PR-Strategie ist der Missbrauch des Begriffs des humanistischen Bildungsideals. Man beruft sich sogar direkt auf Wilhelm von Humboldt, den Bildungs
reformer im Preußen des 19. Jahrhunderts. Man erklärt, eine "humanistische, handlungsorientierte und nachhaltige Universität" sein zu wollen:
"Humboldt plus Schumpeter – [...] Selbständigkeit kann sich [...] als umfassende Intrapreneurship oder unternehmerische Karriere- und Lebensplanung (Selbst-GmbH) äußern [...]. Im Rahmen der Gesamtstrategie wird unternehmerisches Denken und Handeln in der gesamten Universität, sowohl in Forschung, Lehre als auch in Verwaltung, zur Handlungsmaxime werden." (11)
[...] Besonders perfide ist die Umdeutung des Humboldtschen/humanistischen Bildungsideals. Schließlich hat Wilhelm von Humboldt betont, der gesellschaftliche Ansatz, primär "Wohlstand und Ruhe" schaffen zu wollen, sei letztendlich inhuman. Er hat den Vertretern dieses Bildungsverständnisses vorgeworfen, dass man "aus Menschen Maschinen machen will". Humboldt hat zudem die "Freiheitsbeschränkungen" beklagt, die entstünden, wenn es eher darum gehe, "was der Mensch besitzt, als auf das, was er ist". Es sei wünschenswert, dass "jeder einzelne der ungebundensten Freiheit genießt, sich aus sich selbst in seiner Eigenümlichkeitt zu entwickeln", und zwar "jeder einzelne nach dem Maße seines Bedürfnisses und seiner Neigung". (12)
Diese Forderungen Humboldts stehen im diametralen Gegensatz zum Grundansatz der Leuphana Universität.
Abschnitte:
1. (Selbst-)Marketing, Elitismus, Filz
2. Wirtschaft, Wachstum, Wettbewerb
3. Die Früchte der neoliberalen Hochschule
4. Fazit