10 Gesellschaftsbereiche, die keinen
ökonomischen Prinzipien unterworfen werden dürfen
1. Bildung – Schulen, Universitäten, Forschung |
Die Ökonomisierung des Bildungssystems schränkt die freie Entfaltung der Persönlichkeit ein und fördert eine kulturose, technokratische Wissensvermittlung für den Beruf. Zudem sorgt eine Ökonomisierung dieses Gesellschaftsbereichs für eine stärkere soziale Auslese und verletzt damit die Menschenrechte eines großen Teils der Bevölkerung, die der Möglichkeit von höherer Bildung beraubt wird. Daneben erhöht sich der Leistungsdruck, wodurch Menschen gehindert an einem gesunden, ausgegleichenen Leben gehindert werden. |
2. Wasserversorgung/ Wasserwerke |
Eine Liberalisierung bzw. Privatisierung der Wasserversorgung bewirkt, daß wirtschaftliche Effizienz in Konkurrenz zur Qualität tritt. Die Versorgung mit Wasser muß aber für die gesamte Bevölkerung ohne Einschränkungen in höchster Qualität verfügbar sein. Und zwar unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Einzelnen. Sauberes Wasser ist eine zentrale Grundlage des menschlichen Lebens - damit ist die Versorgung mit diesem Gut ein Menschenrecht. |
3. Infrastruktur | Infrastruktur muß als öffentliches Gut für alle Menschen der Gesellschaft gleichermaßen zugänglich sein, damit alle die selben Voraussetzungen haben, an gesellschaftlichen Aktivitäten partizipieren zu können. Durch die Umverteilung im Steuersystem wird dies möglich gemacht. Wäre dem nicht so, wären ärmere Menschen in ihrer Mobilität stark eingeschränkt, was negative berufliche und private Auswirkungen hätte. |
4. Polizei / Justiz / Gefängnisse |
Die Justiz sollte staatlich organisiert und finanziert sein, da Resozialisierung in den Gefängnissen im Vordergrund stehen muß und nicht die reine Effizienz. Zudem dürfen das Gewaltmonopol des Staates und die Gewaltenteilung nicht angetastet werden. Eine Vermischung mit ökonomischen Interessen verwässert an dieser Stelle das Prinzip der Gewaltenteilung und birgt Gefahren, weil privatwirtschaftliche Unternehmen keiner demokratischen Kontrolle unterworfen sind. |
5. Zwischenmenschliche Beziehungen |
Die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen anhand ökonomischer Prinzipien ist fatal, da in diesem Falle an die Stelle von Menschlichkeit und Empathie egoistisches Nutzenkalkül tritt. Wer zwischenmenschliche Beziehungen nach Effektivität mißt oder ökonomische Maßstäbe anlegt, beseitigt nicht nur die Grundlagen für ein soziales und friedliches Miteinander - sondern tötet auch die Menschlichkeit in sich selbst. |
6. Der menschliche Körper |
Die Übertragung ökonomischer Prinzipien auf den Körper des Menschen mit seiner begrenzten Belastungsfähigkeit, ist schädlich für die Gesundheit und die Lebenserwartung. Hohe Leistungsanforderungen und Überforderung in Beruf, Bildung und Freizeit führen nachweislich zu körperlichen (und psychischen) Krankheiten. Hierzu zählen auf der rein körperlichen Seite etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder langfristig Krebs. Auf der psychischen Seite zählen dazu vor allem das Burnout-Syndrom, aber auch zahlreiche andere Erkrankungen. Natürlich ist auch der Konsum leistungssteigernder Drogen bzw. der vollkommen überhöhte Konsum koffeinhaltiger Produkte gesundheitsschädlich. Menschen, die Selftracking und Lifelogging betreiben oder exzessiv Sport betreiben, schaden in der Regel auch ihrer Gesundheit, insbesondere dann, wenn sie zwecks Effizienzsteigerungen mit ihren Schlafzyklen experimentieren. |
7. Der Umgang mit Tieren | Die Bewertung von Tieren nach rein wirtschaftlichen Maßstäben führt dazu, daß Tiere wie Investitionsgüter - inhuman und brutal - behandelt werden, obwohl sie fühlende Wesen sind. Dies bedeutet etwa eine nicht artgerechte Haltung, das Schlachten nur wenige Wochen oder Monaten nach der Geburt und - insgesamt vollkommen unwürdige Haltebedingungen. Zudem werden im Zuge der totalen Ökonomisierung der Tierzucht Gen-Sequenzen (nicht nur von Tieren) patentiert – mit unabsehbaren juristischen und biologischen Folgen. Die Würde von fühlenden Lebewesen steht im diametralen Widerspruch zum Wirtschaftlichkeitsdenken. |
8. Kultur |
Die weitgehende Durchsetzung ökonomischer Prinzipien in der Kultur führt zu einer Monopolisierung. Vor allem populäre „Mainstream-Kultur“ wie Hollywood-Filme oder Musicals profitieren. Und zwar zum Nachteil von Sub- und Alternativkultur, kleiner Theater usw. |
9. Gesundheitssystem |
Die Durchökonomisierung des Gesundheitssystems schadet am Ende vor allem den Patienten und den Angstellten des Sektors. Wenn jede Tätigkeit minutengenau abgerechnet wird, bleibt kaum Zeit für Zwischenmenschliches, was aber für den Heilungsprozeß und für ein positives Miteinander erforderlich ist. Die Privatisierung von Krankenhäusern führt zu mehr Druck unter den Angstellten und zu einer schlechteren medizinischen Versorgung - schließlich müssen staatliche Krankenhäuser keinen Gewinn machen, Private hingegen sind nicht der Gesellschaft insgesamt verpflichtet, sondern primär ihren Aktionären und Anteilseignern, die Profite machen möchten. |
10. Die Natur |
Der Genuß von öffentlichen Gütern wie der Natur (Anblick und Begehen von Landschaft und Gewässern) muß für alle Menschen gleichermaßen und unentgeldlich zur Verfügung stehen. Es handelt sich um ein Menschenrecht, das nicht durch soziale Ungleichheiten eingeschränkt werden darf. |
Diese zehn Beispiele zeigen auf, wie weit der Neoliberalismus und mit ihm ökonomische Prinzipien bereits in alle erdenklichen Lebensbereiche vorgedrungen ist. Es gilt, diesen Neoliberalismus zu überwinden, der den Menschen der Wirtschaft unterordnet, die Freiheit dem Wettbewerb, den Lohn der Arbeitnehmer der Rendite der Aktionäre und die Interessen der Bevölkerungsmehrheit einer kleinen Elite. Daher dürfen diese zehn Gesellschaftsbereiche auch nicht dem ökonomischen Denken unterworfen werden!
Konkrete politische Maßnahmen, mit denen diese Ziele zu erreichen sind, finden sich in:
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